01 Apr Unsere innere Größe
Jeder Mensch spürt in sich, dass er in seinem eigentlichen Wesen „anders“ ist: friedvoller, gütiger, glücklicher, liebevoller, vertrauensvoller und weiser, als im Alltag erlebt wird. Man weiß irgendwie von seiner inneren Grösse, die von vielen Verletzungen, gesellschaftlichen Zwängen und Verhaltensmustern zugedeckt wurde.
Diese Summe der Einflüsse halten uns in einem inneren Gefängnis fest. Durch die Gitterstäbe hindurch erscheint uns die Welt verzerrt, unser Eindrück täuscht: wir nehmen alles durch die Brille dieser Konditionierungen wahr und interpretieren daher Verletzungen, die es nicht gibt und erleben diese aufgrund selbst erzeugter innerer Bilder. Doch auch wenn wir uns vornehmen „alles positiv und liebevoll“ zu betrachten, schauen wir durch die Brille der Verletzung auf die Liebe. Durch diese aus unserer Innenwelt aufsteigenden Verletzungen hindurch wahrgenommen, erscheint die Welt und das Leben nicht liebevoll zu sein. Es könnte sein, dass wir uns deshalb dem Leben verschließen und meinen, uns schützen zu müssen – vor der Liebe, dem Leben, der Welt – und sind für die Liebe nicht mehr erreichbar.
Die Liebe, die eigentlich gemeint ist, ist bedingungslos, offen, unpersönlich, alldurchdringend, lichtvoll und losgelöst von anderen Menschen. Liebe IST einfach. Sie ist groß und weit und ein Segen. Sie umarmt selbst die Verletzungen.
Nicht können wir unser Wesen, unsere Grösse wieder erreichen – denn wir sind dies noch immer und haben es nie verloren – doch wir können das, was uns davon abhält und „uns die Sicht verdeckt“ nach und nach wieder auflösen. Dies ist der sogenannte „spirituelle Weg“.
Viola Schmidt